Fediverse – das dezentrale soziale Netzwerk

Mosaik eines Fedivderse Logo, das aus vielen kleinen Logos der verschiedenen Projekte im Fediverse besteht. CC-BY-SA 4.0, Bildautor: Tobias Buckdahn, verändert von: Jennifer Herbert
Mosaik eines Fedivderse Logo, das aus vielen kleinen Logos der verschiedenen Projekte im Fediverse besteht. CC-BY-SA 4.0, Bildautor: Tobias Buckdahn, verändert von: Jennifer Herbert

Inhaltsverzeichnis

Das Fediverse ist ein Netz aus verschiedenen sozialen Medien, die über ein gemeinsames Protokoll miteinander kommunizieren (föderieren) können. Der Name Fediverse ist eine Wortkreuzung aus „Federated Universe“ und beschreibt ein Universum kooperierender Netzwerke.

Damit dies harmonisch möglich ist, sind sowohl die Dienste als auch das verwendete Protokoll Open Source. Dadurch ist es allen möglich, selbst einen Server mit einem Dienst zu betreiben oder auch einen ganz neuen Dienst zu entwickeln. Jeder Dienst im Fediverse verteilt sich also dezentral auf ganz viele Server und bleibt damit unabhängig. Wenn einem die Regeln bei Server A nicht mehr gefallen, kann man samt des bereits bestehenden Accounts zu Server B umziehen.

Dabei kann jeder Server (so genannte Instanzen) für sich selbst Kommunikationsregeln bestimmen, aber auch entscheiden, mit welchen anderen Instanzen föderiert wird. Das Fediverse legt also die digitale Kommunikation in die Hände der Gemeinschaft und nicht in die Hände Einzelner, die aus ihren Algorithmen Profit schlagen möchten.

Ein Beispiel

Für alle, denen nach dem Lesen der obigen Sätze nur „Dienste, Protokoll, Server…?“ im Kopf hängen geblieben ist, hier ein kleiner Vergleich. Es funktioniert ähnlich wie bei der Kommunikation via E-Mail: du suchst dir den Dienst aus (in diesem Fall E-Mail) und danach einen Anbieter (zum Beispiel Posteo, Mailbox.org oder GMX). Mit diesem erstellten E-Mail-Account kannst du dann sowohl mit Anderen beim eigenen Anbieter, aber auch mit Anderen bei anderen Anbietern E-Mails schreiben. Beim Fediverse kommt noch ein Bonus hinzu: du kannst mit dem erstellten Account auch Anderen bei einem anderen Anbieter UND bei einem anderen Dienst folgen. Um im Beispiel zu bleiben: Du könntest mit deinem E-Mail-Account auch Nachrichten aus WhatsApp lesen, ohne dich selber dort registrieren zu müssen. Oder, um bei sozialen Netzen zu bleiben, Du könntest mit einem Account bei Instagram einem Account bei Twitter/X folgen.

Unterschied zu anderen sozialen Netzwerken

Ein markanter Unterschied zu den geschlossenen sozialen Netzwerken wie Twitter/X, Instagram oder Facebook ist die Abwesenheit von Algorithmen. Die eigene Timeline besteht also nur aus Inhalten von Accounts, denen gefolgt wird oder die von gefolgten Accounts geteilt werden, und diese werden in chronologischer Reihenfolge sortiert. Damit wird die eigene Timeline weder durch Werbung noch durch Sponsoring/ Microtargeting verfälscht. Noch besser: Microtargeting wäre sowieso nur sehr bedingt möglich, denn die umfassende Auswertung von Nutzendendaten ist durch die Dezentralität der Dienste kaum bis gar nicht möglich. Darüber hinaus müsste für eine effektive Werbung diese auf vielen verschiedenen Instanzen eingeblendet werden und mit jeder Instanz wäre ein eigener Vertrag zu schließen. Diese Umständlichkeit machen die Plattformen für Werbetreibende uninteressant, davon abgesehen schließen viele Instanzen im Fediverse die Nutzung zu Werbezwecken auch aus.

Vorteile des Fediverse

Kurz zusammengefasst bietet das Fediverse folgende Vorteile:

  • Netzwerk aus vielen verschiedenen Diensten

  • mit einem Account lässt sich allen anderen Diensten im Fediverse folgen

  • dezentral und damit unabhängig

  • auf freier Software basierend und mit offenen Schnittstellen

  • keine kommerziellen Interessen, die durch Algorithmen die sichtbaren Inhalte bestimmen

 

 

Welche Dienste gibt es denn?

Die nachfolgend aufgezählten Dienste verwenden mit einer Ausnahme das Protokoll ActivityPub und können daher alle untereinander kommunizieren (föderieren). Mit einem Account bei einer Mastodon-Instanz kann zum Beispiel auch einem Account bei Pixelfed gefolgt werden. Mehr zur Föderation und ActivityPub weiter unten.

 

Microblogging-Dienste (vergleichbar zu Twitter/X)

Mastodon

Bei Mastodon wird nicht gezwitschert (engl. tweet), sondern getrötet (englisch toot). Denn hier ist ein süßes kleines Mammut das Symboltier, der Name Mastodon kommt von einer ausgestorbenen Art der Rüsseltiere. Die Länge eines Tröts liegt in der Regel zwischen 500 und 1000 Zeichen, das ist aber von Instanz zu Instanz verschieden. Die Mastodon-Community legt großen Wert auf einen freundlichen Umgangston und konstruktive Beiträge. Du kannst entscheiden, ob dein Beitrag nur für die Erwähnten (was einer PN entspricht), deine Follower oder Alle sichtbar sein soll. Inhaltswarnungen und Bildbeschreibungen für Barrierefreiheit sind gern gesehen.

Mastodon funktioniert sowohl auf dem Desktop als auch dem Smartphone im Browser. Nichtsdestotrotz gibt es einige Apps für Desktop, Android und iOS. Für Android wird häufig Tusky genutzt, für iOS die gleichnamige App Mastodon. Eine gute Übersicht über Apps findet sich auf https://joinmastodon.org/apps.

Mastodon wird von einer gemeinnützigen Organisation weiter entwickelt.

netzbegrünung betreibt einen eigenen Mastodon-Server unter https://gruene.social.

Pleroma

Pleroma ähnelt Mastodon. Unterschiede bestehen vor allem im Aufbau der Software und einigen zusätzlichen Features von Pleroma. Es ist zum Beispiel möglich, mit anderen Nutzer*innen der eigenen Instanz zu chatten.

Pleroma wird ehrenamtlich weiter entwickelt.

Akkoma

Akkoma ist eine Ableitung von Pleroma, baut aber schneller neue Funktionen ein. Es orientiert sich dabei neben Pleroma auch an Misskey und bietet auch Formatierung und Spezialeffekte der Beiträge. Deutschsprachige Instanzen sind zum Beispiel https://kowelenz.social/oder https://pleroma.envs.net. Weitere können im Fediverse Observer gefunden werden: https://akkoma.fediverse.observer/list/

Akkoma wird ehrenamtlich weiter entwickelt.

Misskey

Misskey ist ein Microblogging-Dienst mit dem Fokus auf soziale Interaktionen (z.B. die Reaktion mit Emojis) und Formatierung sowie Spezialeffekten in Beiträgen. Dazu wurde eine spezielle Syntax (Mark Down For Misskey, MFM) entwickelt.

Der Schwerpunkt von Misskey liegt bisher im japanischen Raum.

Firefish und Iceshrimp

Firefish basiert auf Misskey.Iceshrimpwiederum ist eine Ableitung von Firefish und konzentriert sich auf „Bugfixing, bessere Performance und Features, die wirklich benötigt werden“. Beide bieten neben der Möglichkeit zur Formatierung von Texten, Bildern, Animationen auch viele Möglichkeiten zur Personalisierung mit Themes oder Layouts.

Beide werden ehrenamtlich weiter entwickelt.

 

Social Media-“Plattformen“ (vergleichbar zu Facebook)

Friendica

Friendicaist eine vielfältige Plattform und am ehesten mit Facebook zu vergleichen. Es können Beiträge veröffentlicht und kommentiert, Andere als Freund*innen hinzugefügt oder Fotoalben erstellt werden und noch vieles mehr. Einen Überblick gibt https://friendi.ca/about/features/. Ein besonderer Vorteil stellt die Einbindung mit Diensten außerhalb des Fediverse wie BlueSky, WordPress oder Twitter/X dar. Ebenso ist es möglich, für verschiedene Gruppen wie Freund*innen oder Kolleg*innen jeweils ein eigenes Profil anzulegen.

Hubzilla

Ähnlich wie Friendica istHubzilla, das sich aber mehr auf die Veröffentlichung von Inhalten wie Website, Blog oder Audio Podcast fokussiert.

(diaspora*)

Diaspora ist eine der ältesten Alternativen zu Facebook. Diaspora arbeitet allerdings mit einem eigenen Protokoll (nicht ActivityPub) und verbindet sich daher nur mit anderen Diensten, die das Diaspora-Protokoll unterstützen (z.B. Friendica und Hubzilla).

 

Mobilizon (Eventmanagement)

Mobilizonist ein Dienst, um Veranstaltungen zu entdecken, einzustellen und zu organisieren. Damit ist es am ehesten mit Facebook-Events zu vergleichen.

Mobilizon wird von einer französischen gemeinnützigen Organisation weiter entwickelt.

netzbegrünung betreibt einen eigenen Mobilizon-Server unter
https://events.gruene.social

 

Dienst zum Teilen von Fotos/Videos (vergleichbar zu Instagram)

Pixelfed

Pixelfedbietet die Möglichkeit, Posts mit Schwerpunkt auf Fotos und (kurzen) Videos mit anderen zu teilen. Dabei bietet Pixelfed direkt die Möglichkeit, Fotos unter verschiedenen (freien) Lizenzen zu veröffentlichen. Ebenso ist es möglich, Fotos mit Inhaltswarnungen zu „verstecken“.

Pixelfed wird ehrenamtlich weiter entwickelt.

Netzbegrünung betreibt einen eigenen Pixelfed-Server unter https://pixel.gruene.social/

 

Dienst zum Teilen von (längeren) Videos (vergleichbar zu YouTube)

PeerTube

PeerTube ist ein Portal zum Hochladen und Teilen von längeren Videos oder auch für Live-Streaming. Das Maskottchen von PeerTube ist ein Titenfisch (Sepia). Daraus leitet sich auch der Name einer globalen Suchmaschine über viele PeerTube-Instanzen hinweg ab:SepiaSearch.org.

PeerTube wird von einer französischen gemeinnützigen Organisation weiter entwickelt.

netzbegrünung betreibt einen eigenen Peertube-Server unter https://peertube.netzbegruenung.de/

Owncast

Als Alternative zu Live-Streaming über PeerTube gibt esOwncast. Hier sind auch Livechat und Chatbots möglich, damit ähnelt es stark der Plattform Twitch. Ein besonderes Feature ist das direkte Teilen des Livestreams über einen beliebigen Fediverse-Account, um den Stream direkt zu teilen.

Bei Owncast gibt es allerdings kaum Server, denen man sich anschließen kann. Vielmehr betreibt jede*r, die*der streamen möchte, eine eigene Owncast-Instanz. Einen Einblick in bestehende Instanzen gibt es hier: https://directory.owncast.online/

Owncast wird ehrenamtlich weiter entwickelt.

Dienste zum Teilen von Audio (vergleichbar mit Soundcloud)

Funkwhale

Funkwhalebietet sowohl für Musik als auch für Hörbücher oder Podcasts eine Plattform. Hier heißt der einzelne Server nicht Instanz, sondern Pod (analog zu „pod of whales“, übersetzt „Walschulen“). Auf der Website von Funkwhale ist nur eine kleine Auswahl an Pods zu finden, eine größere Auswahl findet sich im Fediverse Observer: https://funkwhale.fediverse.observer/list

Funkwhale wird vom Funkwhale Collective weiter entwickelt.

Castopod

Castopodist ein Plattform zum Hosten von Podcasts. Hier ist es ähnlich wie bei Owncast, dass für den eigenen Podcast eine eigene Instanz angelegt wird. Für diejenigen ohne technische Expertise gibt es ein Abo-Modell, bei dem das Hosting von der Entwicklerfirma übernommen wird.

Castopod wird von der französischen Firma Ad Aures weiter entwickelt.

 

Diskussionsforum und Social-News-Aggregator (vergleichbar mit Reddit)

Lemmy

Wer gerne Links teilt, über Inhalte diskutiert oder ein Newsjunkie ist, hat mit Lemmy eine gute Alternative zu Reddit. Insbesondere nach den Änderungen an der Reddit-API im Juli 2023, die den Zugriff auf die Reddit-Inhalte durch Drittanbieter beschränkte, wurde Lemmy populärer.

Lemmy wird ehrenamtlich weiter entwickelt.

 

Weitere Dienste im Fediverse

WriteFreely (Blog)
WordPress mit Plugin für ActivityPub(Blog)
BookWyrm (Social Reading/Reviewing, vergleichbar zu GoodReads)
flohmarkt (Kleinanzeigen, Föderation wird geographisch eingeschränkt)

Wer aufmerksam die Namen der verschiedenen Dienste gelesen hat, dem wird der Hang zu Tiernamen (Mastodon, Funkwhale oder BookWyrm) aufgefallen sein. Tatsächlich gibt es eine Tradition neue Dienste im Fediverse mit Tiernamen auszustatten.

Wer hier nur auf der Suche nach dem passenden Dienst im Fediverse war (und diesen hoffentlich gefunden hat), wünschen wir viel Spaß im Fediverse!

Für alle anderen kommen hier noch ein paar Infos zu Grundlagen oder Downsides des Fediverse.

 

Dienste, Instanzen, Föderation und ActivityPub

Das Fediverse ist ein Netzwerk aus vielen Diensten, die alle ein gemeinsames Protokoll namens ActivityPub nutzen. Das ist eine Art Universalsprache, in der die Dienste miteinander kommunizieren und sich übergreifend vernetzen lassen (=Föderation). Dadurch ist es ebenfalls möglich, dass es innerhalb eines Dienstes verschiedene Instanzen (Server) geben kann, die problemlos miteinander föderieren können.

Ein solcher Dienst samt ihren Instanzen ist also eine verteilte Plattform. Im Gegensatz dazu sind Twitter, Facebook, Instagram und TikTok zentralisierte Plattformen mit jeweils nur einer Instanz/Website.

Dies bringt im Gegensatz zu zentralisierten Plattformen auch mit sich, dass Nutzernamen auch immer den Namen der Instanz beinhalten, damit sie eindeutig identifiziert werden können. Dies sieht dann folgendermaßen aus @nutzername@deine-instanz.de

Wahl der passenden Instanzen

Unabhängig des Diensts haben viele Instanzen einen thematischen oder geografischen Schwerpunkt. Es gibt sowohl Instanzen mit Schwerpunkten wie Klimawandel, Radfahren oder Nerdstuff, aber auch für bestimmte Regionen wie Freiburg oder den NordenTM. Darüber hinaus gibt es auch Instanzen für bestimmte Nutzergruppen wie Vereine oder Parteien. Gerade nach der Übernahmen von Twitter/X sind einige weniger eingenischte Mastodon-Instanzen sehr groß geworden. Dies wird von Fediverse-Nutzenden durchaus kritisch gesehen, da das der Idee der Dezentralität (der Verteilung auf viele verschiedene Server) widerspricht. Wer sich also erst einmal umschauen möchte, kann sich einen Account auf einer großen Instanz anlegen, sollte aber die Augen nach der für einen selbst passenden Instanz offen halten, ein Umzug ist recht einfach möglich. Vorteile einer passenden Instanz ist, dass man gleich Teil einer Community wird und in der lokalen Timeline viele Accounts mit ähnlichen Interessen gefunden werden können. Auch lohnt sich ein Blick in die Serverregeln. Hier finden sich viele Hinweise, welcher Umgang miteinander gepflegt wird und auch welche Instanzen geblockt werden. Gründe für das Blocken anderer Instanzen können z.B. Spam oder aber auch unerwünschte Inhalte wie rechtes Gedankengut sein.
Viele Instanzen finden
sich im Fediverse Observer, der im Fediverse nach Instanzen sucht und über den Menüpunkt Software und dann List nach Diensten filtert. Die Softwareliste ist allerdings nicht ganz intuitiv, da sie ein scheinbar zufällige Anordnung hat und auch sehr lang ist.

Tipp

Der Aufbau der URL ist immer gleich. Für die Anzeige der gelisteten Instanzen eines Diensts einfach https://<NAME>.fediverse.observer/list eingeben und dabei <NAME> durch den Namen des Diensts ersetzen.

Beispiel für BookWyrm: https://bookwyrm.fediverse.observer/list

Timelines

Anders als bei den zentralisierten Plattformen gibt es drei Timelines: persönliche, lokale und globale Timeline

Persönliche Timeline (auch Home): Hier findest du alle Beiträge derjenigen Accounts, denen du folgst.

Lokale Timeline: hier findest du alle Beiträge der Accounts deiner Instanz.

Globale (oder föderierte) Timeline: hier findest du Beiträge von allen Instanzen. Dabei sind das nicht alle Post von jeglichen Instanzen, sondern nur Posts von all denjenigen, denen jemand von deiner Instanz folgt.

Entdecken: hier findest du Beiträge über alle Instanzen hinweg, die an Popularität gewinnen, indem sie häufig geteilt oder favorisiert wurden.

Je nach Dienst können die Timelines unterschiedliche Namen haben.

 

Downsides des Fediverse

Allerdings ist nicht zu verschweigen, dass es auch einige Nachteile im Fediverse gibt.

Das Suchen und Finden der passenden Instanz kann gerade zu Beginn sehr herausfordernd sein. Da das Umziehen des eigenen Profils mittlerweile aber gut funktioniert, kann hierfür erst einmal auf einer beliebigen Plattform ein Account angelegt werden und nach etwas Erkundung auch umgezogen werden.

Ebenfalls ist das Suchen und Finden von interessanten Accounts etwas aufwendiger, da es keine von Algorithmen gesteuerten Vorschläge gibt. Interessante Accounts können aber über die lokale bzw. globale Timeline sowie über Hashtags gefunden werden.

Ein wesentlicher Nachteil von Verzicht auf Werbung oder Datenvermarktung ist die fehlende Finanzierung der entstehenden Kosten. Denn auch wenn viele Instanzen ehrenamtlich betrieben und moderiert werden, verursacht mindestens die Serverkapazität entsprechende Kosten. Gerade bei großen Instanzen ist der Aufwand kaum mehr ehrenamtlich zu leisten und sowohl der Betrieb als auch die Moderation erfolgt häufig durch bezahlte Kräfte, z.B. bei mastodon.social. Daher sind die meisten Instanzen auf eine Finanzierung der Kosten durch ihre Nutzenden angewiesen. Dies erfolgt meist auf freiwilliger Basis, aber auch über Festsetzung eines monatlichen Beitrags für die Nutzung eines Accounts.

Solltest du also ein paar Euro übrig haben, überlege, ob du deinem Server-Admin oder dem Entwicklungsteam des Dienstes etwas spenden kannst.

Puh, wie kompliziert, denkst du vielleicht. Aber das Wichtigste kommt zum Schluss:

Gründe gegen Instagram & Co.

Facebook, Instagram, Twitter/X, YouTube, Soundcloud, TikTok und ja, derzeit auch Bluesky, sind alles Monopolisten: Sie haben keine offenen Schnittstellen und bilden damit ihr eigenes Universum. Sie lassen nur zwei Optionen zu: die Kröte (aka AGB) schlucken oder die Plattform verlassen und damit auch das eigens aufgebaute soziale Netzwerk aufgeben. Das ist ein hoher Preis, denn hier greift der so genannteNetzwerkeffekt. Ein Netzwerk gewinnt dadurch an Wert, dass viele andere ebenfalls dort sind. Du kannst den besten Dienst mit den besten Features finden, er wird da aber nichts nützen, wenn niemand dort ist, dem du folgen möchtest. Daher versuchen viele Betreiber der Plattformen ihre Monopolstellung zu behalten, indem sie eine Nutzung ohne Account einschränken. Was wiederum dazu führt, dass viele ihren Account behalten, die Bequemlichkeit siegt und ein alternativer Account im Fediverse schnell in Vergessenheit gerät.

Davon profitieren die kommerziellen Anbieter. Denn diesen geht es nicht vorrangig darum, die Welt besser zu vernetzen, sondern in allererster Linie darum, durch Werbung einen möglichst großen Gewinn zu erzielen.

Die höchsten Werbeeinnahmen lassen sich wiederum mit Inhalten erzielen, die besonderes Engagement auslösen und die Nutzenden möglichst lange auf der Plattform halten. Dies passiert durch:

  • Süße und witzige Inhalte wie Katzenfotos (ver)führen zum Liken und Teilen.

  • Falschaussagen und Lügen wecken Widerspruch und Aufregung von der einen und Beifall von der anderen Seite.

  • Hassnachrichten finden einerseits Zustimmung, andererseits Solidarisierung mit den Angegriffenen.

Komplexe Beiträge mit inhaltlicher Tiefe werden oft nur angelesen und führen erheblich seltener zur Interaktion. Deshalb werden sie von den Algorithmen weniger beachtet. Daher werden Katzenbilder, Lügen und Hassnachrichten besonders häufig angezeigt, woraus sich eine Spirale ergibt. Denn je mehr Menschen Hass und Lügen teilen, desto häufiger werden diese angezeigt, desto häufiger wiederum werden sie geteilt.

Darüber hinaus werden die Aktivitäten in kommerziellen Social Media-Angeboten häufig überwacht und analysiert, um zum Beispiel das so genannte Microtargeting zu ermöglichen. Dort werden dann nicht nur Persönlichkeitsinformationen zur sexuellen Orientierung oder politischer Weltanschauung (laut Art. 9 DSGVO besonders schützenswerte Daten) gesammelt, sondern auch allerlei Details aus dem Alltag wie Aktivitätszeiten oder Drogenkonsum. Dabei reicht es, wenn genug andere diese Daten von sich offen preis geben, damit die Algorithmen dich aufgrund einiger Eckdaten ebenfalls mit weiteren „Merkmalen“ versehen.

 

Was braucht es also?

Damit wir den Netzwerkeffekt überlisten, braucht es eine Art Massenbewegung weg von kommerziellen Anbietern hin zum Fediverse mit offenen Schnittstellen. Erzähl im Freundes- oder Kollegenkreis vom Fediverse oder auch auf noch vorhandenen kommerziellen Social-Media-Plattformen. Tut euch zusammen und kommt ins Fediverse.

Die netzbegrünung betreibt bereits seit 2019 einen Mastodon-Server, und seit einiger Zeit sowohl eine Instanz für Pixelfed als auch für PeerTube. Dort können sich sowohl die Vereinsmitglieder als auch Mitglieder und Gliederungen der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der GRÜNEN JUGEND registrieren.