Das Internet hat einen radikalen Wechsel erfahren. Noch vor wenigen Jahren stand das Veröffentlichen von Inhalten nur einem ausgewählten Kreis mit entsprechendem Fachwissen offen. Heute können sich Menschen nicht nur als Leserinnen und Leser beteiligen, sondern ohne großen Aufwand auch selbst schreiben. Der Wechsel vom alten Internet (Web 1.0) zum sozialen Internet (Web 2.0) ist eine Verschiebung der Gestaltungsmacht von den Konzernen auf die Nutzerinnen und Nutzer. Spannend im Kontext der GRÜNEN ist die Frage, wie sich das Internet für die politische Arbeit einsetzen lässt.
Im sozialen Internet oder Social Web können wir mit WählerInnen kommunizieren. Dabei übernimmt das Social Web die Rolle des Wahlkampfstandes, des Wahlplakats oder der abendlichen Veranstaltung in der Kneipe und wird dabei zum Medium. Im Social Web halten sich Menschen auf, tauschen sich aus, knüpfen lokale oder globale Kontakte, organisieren sich in Gruppen und Netzwerken und bewältigen als Kollektiv die Informationsflut in eigenen Kanälen. Zu den bekanntesten Beispielen des Social Web zählen inhaltsorientierte Angebote wie Wikipedia oder Youtube. Daneben gibt es sozial orientierte Plattformen wie StudiVZ und vor allem Facebook mit mittlerweile weltweit über 200 Millionen Mitgliedern, davon knapp 3 Millionen in Deutschland. Der am stärksten wachsende Dienst in dieser Kategorie ist derzeit Twitter.
Die höchste politische Relevanz sieht die Netzbegrünung derzeit bei Twitter und Facebook. Dabei sind zwei Faktoren von besonderer Bedeutung: Twitter und Facebook gehören zu den wachstumsstärksten Internetdiensten und sie sind wesentlich stärker als andere Angebote auf die Kommunikation von Nachrichten, Meinungen und Inhalten ausgerichtet. Zentrales Ziel beider Dienste ist die Darstellung der Aktivitäten der Mitglieder: Diese schreiben über ihre Interessen und ihr soziales Umfeld, das ebenfalls diese Dienste nutzt, kann ihre Aktivitäten und Äußerungen verfolgen, diese kommentieren und weiterverbreiten. Die Informationsverbreitung wirkt dabei durch soziale Komponenten wesentlich nachhaltiger als es ein Flyer oder ein Plakat jemals kann. Denn die Empfehlung einer Freundin oder eines Freundes wird sicher aufmerksamer gelesen, als ein im Briefkasten gefundener Werbetext.
Gleichzeitig bieten die Dienste auch die Chance auf einem direkten Weg zu erfahren, was andere bewegt und welche Themen von ihnen als relevant oder diskussionswürdig betrachtet werden. Das geschieht über Mitteilungen und Kommentare. Die Unterschiede zwischen Facebook und Twitter liegen dabei vor allem im Grad der sozialen Nähe. Während auf Facebook existierende persönliche Beziehungen zwischen Menschen mit technischen Hilfsmitteln abgebildet und aufrecht erhalten werden, ist Twitter stärker informationsorientiert. Kontakte werden hier wesentlich stärker zwischen eher Unbekannten hergestellt.